«Seit ich meine Berufung zum Beruf gemacht habe, fühlt sich Arbeiten wie Freizeit an!»
Diese Rückmeldung freute mich ganz besonders, da es mir seit meinem Funktionswechsel gleich geht und weil die Ausgangslage für das Coaching zu einer beruflichen Neuorientierung nicht die einfachste gewesen war: Eine Position, die mit viel Fleiss und persönlichem Invest erreicht worden war und mit dem Ausblick auf einen nächsten Karriereschritt. Weiterbildung in einem Themenbereich, der nicht sofort berufliche Veränderungschancen versprach und gleichzeitig der Wunsch nach mehr Sinnhaftigkeit und Erfüllung in der Arbeit.
«Ich brauche mehr Klarheit, wie es beruflich weitergehen soll» war der Ausgangspunkt für das Coaching.
In einem ersten Aufsetzer identifizierte der Coachee, was an der aktuellen Funktion Freude macht und was fehlt, was die wahre Berufung wäre und welche Fähigkeiten und Erfahrungen helfen könnten, um sich in diese Richtung weiterzuentwickeln. Beim zweiten Aufsetzer ging es mit jeder Berufsoption auf eine Zukunftsreise: «Stell dir vor, du hast dich für diese Option entschieden: Wie sieht dein Arbeitsalltag aus? Was gefällt dir daran? Wie fühlt es sich an? Wie wirkt sich dies auf dein Umfeld aus? Wie hast du den Wechsel geschafft?» Mit diesen Fragen entstand mehr Klarheit über nächste Schritte und vor allem mehr Zuversicht, dass eine Neuorientierung möglich werden kann.
Beim nächsten Kontakt erzählte mir der Coachee: «Ich habe in meinem Netzwerk rumgefragt und per Zufall erfahren, dass es da eine Stelle gibt, die perfekt zu mir passen würde. Ich habe nächste Woche ein erstes Kennenlernen.» Aus diesem Kennenlernen resultierte dann ein Arbeitsvertrag und jetzt die Tatsache, dass sich die Arbeit meist als Freizeit anfühlt.
Wie du oder andere durch dich mehr Berufsklarheit gewinnen
Nicht immer führt ein Coaching so rasch zu einer so grossen Veränderung. Aber in jedem Fall hilft es, mehr Klarheit über die berufliche Situation und die damit verbundenen Wünsche zu gewinnen. Ob für dich selbst oder als Führungskraft für andere: Folgende zwei Vorgehensweisen verhelfen zu mehr Klarheit über die eigene Berufung.
Vorschlag 1: Abschiedsrede bei der Pensionierung
Stell dir vor, du blickst im Moment deiner Pensionierung auf deinen beruflichen Weg zurück und resümierst deine Erfolge. Auf was bist du stolz? Was hast erreicht? Wie hast du das geschafft? Was macht dich aus? Was lässt du zurück? Beantworte für dich diese Fragen und schreibe daraus deine Abschiedsrede, um danach zu überlegen, welche nächsten Schritte jetzt erforderlich sind, um diesen Pensionierungsmoment zu erreichen. Konkretisiere diese Schritte soweit möglich und überprüfe die damit verbundenen Auswirkungen auf dein Leben, bevor du etwas umsetzt.
Vorschlag 2: Suche nach deinem Ikigai
‘Ikigai’ steht für die japanische Lebensphilosophie, das zu tun, was einen möglichst oft in einen Flow-Zustand versetzt. Grob übersetzt steht es für ‘Lebenssinn’ oder ‘Wofür es sich zu leben lohnt’. Mittels einer Abfolge von Fragen wurde die Suche nach dem Lebenssinn in eine westliche Sprache übersetzt. Zusammen mit eine:m Gesprächspartner:in arbeitest du dich durch folgende Fragen:
1) Was ich wirklich gerne mache: 5 Minuten erzählen, 2 Minuten das Gehörte zusammenfassen und dann Rollen wechseln.
2) Was ich wirklich gut kann: 5 Minuten erzählen, 2 Minuten das Gehörte zusammenfassen und dann Rollen wechseln.
3) Wofür ich bezahlt werde – jetzt oder in Zukunft: 5 Minuten diskutieren, wie man Geld verdienen kann und wie viel man verdienen muss.
4) Was die Welt braucht: 5 Minuten diskutieren, welche Aktivitäten man tun kann, die einen positiven Einfluss auf die Welt haben, um diese zu einem besseren Ort zu machen.
5) Was ist mein Ikigai: Frei assoziieren, was das verbindende Element des bereits Gesagten sein könnte; 5 Minuten erzählen, 2 Minuten das Gehörte zusammenfassen und dann Rollen wechseln.